Angie und Benjamin lamentieren über den Iran

Der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu ist zu Besuch in Berlin. Auf der Pressekonferenz gab es dann folgendes zu hören:

Angela Merkel:

Naturgemäß waren unsere Gespräche auch von den Gesprächsinhalten der Außen- und der Verteidigungsminister geprägt. Hierbei geht es auf der einen Seite um die Bedrohung, die von dem Nuklearprogramm des Iran ausgeht. Wir haben für die deutsche Seite deutlich gemacht, dass wir, wenn sich die Reaktionen des Iran nicht verändern, an umfassenden Sanktionen mitarbeiten werden. Wir wünschen uns natürlich, dass diese im Rahmen des UN-Sicherheitsrats verabschiedet werden könnten. Hierzu werden in den nächsten Wochen die Vorbereitungen getroffen. Sollte dies nicht möglich sein, wird sich Deutschland aber auch gemeinsam mit Ländern, die das gleiche Ziel verfolgen, an solchen Sanktionen beteiligen.

So, so, naturgemäß ? Es liegt also in der Natur beider Staaten über Waffen und Krieg zu sprechen. Dabei ging es natürlich auch um neue U-Bootlieferungen des Typs Dolphin. Aber viel interessanter ist die Aussage von Frau Merkel, dass Deutschland auch ohne einen Beschluss des Weltsicherheitsrates der Vereinten Nationen Sanktionen gegen den Iran verhängen wird. Dies kann man durchaus als Einleitung zu einem Krieg gegen den Iran deuten.

Aber auch Benjamin Netanjahu hatte da deutliche Worte parat:

Ich glaube, in der ersten Hälfte des 21. Jahrhunderts werden wir als internationale Gemeinschaft zeigen müssen, dass wir entschlossen handeln können und wollen. Ich habe in unseren Gesprächen einen hebräischen Gelehrten von vor 2.000 Jahren, Hillel, den Älteren, zitiert. Er hat gefragt: Wenn nicht jetzt, wann dann? Ich sage: Wenn wir nicht jetzt Sanktionen verhängen, und zwar harten Sanktionen, die auch wirklich etwas gegen die iranische Tyrannei bewirken, wann denn dann? Wenn nicht jetzt, wann dann? Die Antwort ist: Jetzt.

Wer die wahre Aussage des hebräischen Gelehrten Hillel nicht kennt, mag nun vielleicht beeindruckt sein. Hillel selbst, war ein Lehrer der Nächstenliebe und Gewaltlosigkeit, würde sich wahrscheinlich im Grab umdrehen, dass sein Satz zur Kriegshetze missbraucht wird, denn die Aussage von Hillel war folgende:

Wenn ich nicht für mich bin, wer ist für mich, und bin ich nur für mich, was bin ich, und wenn nicht jetzt wann dann?

Der Ausspruch ist einer der berühmtesten Sprüche, eigentlich ein Gemeinplatz der jüdischen talmudischen Weisheit aus dem Traktat Aboth 1:14 der Mischnah

Aber hören wir weiter, was Netanjahu noch zu hetzen hatte:

Ich glaube, ein Regime (Iran), das deutlich macht, dass es keine Homosexuellen gibt, und dann die, die es findet, sozusagen an einem öffentlichen Platz aufhängt, mit unbegrenzter Brutalität handelt und auch Terroristen finanziell fördert, ist ein Regime, das keine Nuklearwaffen haben darf.

Zugegeben, seit 1953 werden Homosexuelle  in Israel nicht mehr strafrechtlich verfolgt, aber dennoch findet Homosexualität in der jüdischen Religion auch keinen Platz. Und das Israel nukleare Waffen besitzt, macht den Nahen Osten bestimmt nicht sicherer.

Und dabei hat Israel nie den Atomwaffensperrvertrag unterzeichnet. Israel soll auch eine biologische Waffe speziell gegen Araber entwickelt haben die dann 2001 gegen Palästinenser in Gaza zum Einsatz kam. Und nicht zu vergessen die menschenverachtende Siedlungspolitik auf palästinensischem Boden. Da kommt man dann schon ins Schleudern und weiss gar nicht so recht, welches Land man nun mit Sanktionen überziehen sollte ?

Aber der Iran ist ja nicht erst seit heute im Gespräch. Im Februar 2007 zitterte die Welt auch schon vor dem Atomstaat Iran und im Dezember 2006 verhängte der UN-Sicherheitsrat Sanktionen.

Und der ehemaligen Nato-Oberbefehlshabers Wesley Clark sagte damals schon:

Die Vereinigten Staaten und Iran steuern auf eine militärische Auseinandersetzung zu. Die amerikanische Regierung „bastelt an dem Fall Iran“, sagte Clark dem Magazin „Stern“. „Ich fürchte, es wird zu einer militärischen Konfrontation mit dem Iran kommen. Mit katastrophalen Folgen.“

Und 2007 wurde unsere Bundeskanzlerin vom Zentralrat der Juden mit dem Leo Beck Preis ausgezeichnet:

Bundeskanzlerin Merkel sagte in ihrer Festrede, sie werde dauerhaft dafür einstehen, “dass Rassismus und Antisemitismus in Deutschland und Europa nie wieder Fuß fassen”. Der aufrechte Gang gegen Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus müsse als alltägliche Verpflichtung begriffen werden. “Null Toleranz für Intoleranz” müsse der Leitsatz sein. Die Kanzlerin unterstrich in ihrer Ansprache die entschiedene Haltung Deutschlands an der Seite Israels und betonte, dem Iran erneut mit Sanktionen angesichts der Bedrohung durch das iranische Nuklearprogramm zu drohen. Mit Blick auf die existentielle Gefahr für Israel, die vom Atomprogramm der Islamischen Republik ausgehe, dürften Beteuerungen einer besonderen Verantwortung Deutschlands für den jüdischen Staat keine leeren Worte bleiben, sagte die Kanzlerin weiter: „Den Worten müssen Taten folgen.” Die Auszeichnung mit dem Leo-Baeck-Preis bedeute für sie eine Verpflichtung, “heute und in Zukunft für die Sicherheit des Staates Israel und für unsere gemeinsamen Werte von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit einzutreten”, sagte Merkel.

Ah ja, gegen Rassismus und Antisemitismus, in Deutschland und Europa ? Spätestens seit dem Angriffskrieg gegen den Irak wird weltweit ein offener Rassismus gegen den Islam geführt.
Und zu den Semiten gehören alle Völker des Nahen Ostens: Äthiopier, Araber, Hyksos, Malteser, Minäer, Sabäer, Ostsemiten, Akkader, Babylonier, Assyrer, Amoriter, Ammoniter, Aramäer, Hebräer, Kanaaniter, Moabiter, Nabatäer, Phönizier, Samaritaner und Syrer.

Und null Toleranz für Intoleranz ist Intoleranz, Frau Dr. Merkel.

Und Sicherheit für den Staat Israel ? Auf Kosten der Sicherheit für Deutschland ? Ich glaube nicht, dass das deutsche Volk sich nochmal verheizen lässt für einen Krieg im Nahen Osten, so wie es verheizt wird im Angriffskrieg gegen Afghanistan, oder belogen wurde/wird im Krieg gegen den Irak. Es ist schon erschreckend, wie leichtfertig unsere Kanzlerin Deutschland wieder in Kriege verwickelt.

Seit Jahren wird eine neue Angst geschürt, die Angst vor dem Iran. Aber ausser dem ersten Golfkrieg 1980, der vom Irak ausging, war bisher nichts zu befürchten. Ach ja, bis 1978 bezog der Iran seine Waffen aus den USA. Im ersten Golfkrieg wechselten die USA und auch andere Länder, darunter auch Deutschland die Seiten und der Irak erhielt Waffen in rauhen Mengen.

Der Iran ist ohne Frage eine menschenverachtende Diktatur, aber dieses Problem muss der Iran selbst lösen. Der Iran hat genausoviel Atombomben, wie der Irak Massenvernichtungswaffen hatte. 😉  Da kann man nicht einfach wieder reinmaschieren und Land und Leute wegbomben nur weil’s da Öl gibt…

Update:

Gerade fand ich dann noch im Almabu’s Blog, wie ernst es doch Netanjahu mit den Sanktionen gegen den Iran ist. Zu blöd auch, dass das 100 Millionen Dollar sind

Weitere Infos:

Hat der Iran in 6 Monaten die Atombombe?

Israel hat aus Deutschland stammende U-Boote mit Atombomben ausgestattet

Israels Atomwaffen

Berlin zu umfassenden Sanktionen gegen Iran bereit

DIE SPRÜCHE DER VÄTER

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