Landraub in der Negev

Bei den Worten Landraub und Naher Osten fallen einem zuerst die Worte Israel und Palästina ein. Aber es gibt noch eine dritte Bevölkerung, die systematisch ihres Landes beraubt wurde, die Beduinen in der Negev-Wüste. 1953 trat das ‚Land Acquisition Law’ in Kraft, welches dem Staat Israel das Landeigentum jeder Person zuführte, welche zu einem bestimmten Datum nicht auf dem Land wohnhaft war oder es kultivierte. Da die Mehrheit der Beduinen zu diesem Zeitpunkt nicht auf ihren Ländereien anwesend sein konnte – sie waren entweder geflohen während des israelischen Unabhängigkeitskrieges 1948, oder in militärischem Sperrgebiet – verloren sie ungefähr 95 % ihrer Ländereien.

Anfang der 60er Jahre begann dann Israel damit, die übrig gebliebenen Beduinen in die extra dafür errichteten sieben Städte in das Siyag-Territorium (eingezäuntes Land) umzusiedeln und sesshaft zu machen. Nach Beduinentradition ein unmögliches Unterfangen, denn wer sich darauf einliess, der musste sein Nomadenleben komplett aufgeben und somit auch die Ländereien. Gut 70.000 Beduinen leben in so genannten “illegalen” Dörfern in der Negev-Wüste unter unmenschlichen Bedingungen, ohne Strom, Wasser und medizinischer Versorgung. Denn alles was sie dort errichten wird von den Israelis sofort vernichtet und zudem strafrechtlich verfolgt.

Historische Quellen belegen, dass die Beduinen ursprünglich 12.600.000 Dunum (1 Dunum = 1 000 m2) des Negev besassen. Nach statistischen Angaben der Arabischen Menschenrechtsorganisation (HRA) und der Ben-Gurion-Universität lebt die gesamte beduinische Bevölkerung, ca. 160.000,  innerhalb der sieben Städte und der mehr als 45 „illegalen“ Dörfern auf ganzen 240.000 Dunum, was 2 % des Negevlandes entspricht.

Im Jahre 1976 wurde vom Staat Israel eine paramilitärische Truppe (Green Patrol) gegründet, mit der Aufgabe, Staatsland und Naturschutzgebiete vor Übergriffen und illegaler Besiedlung zu schützen. Seither kontrolliert die Green Patrol die Anzahl des Viehs, die Größe der Weide- und Anbauflächen, vertreibt Bewohner ‚illegaler’ Dörfer, zündet Zelte an und zerstört Häuser.

Die Zukunft Israels liegt in der Negev“, Ben Gurion 1948. Daher verabschiedete die israelische Regierung, unter Ministerpräsident Ariel Scharon den Entwicklungsplan “Negev 2015”, demzufolge innerhalb der nächsten zehn Jahre die israelische Bevölkerung in der Negev-Wüste um 70 Prozent wachsen soll. Am Ende sollen dann rund 900 000 Menschen in der Negev wohnen. Bisher sind es nur acht Prozent der israelischen Bevölkerung auf einer Fläche, die 60 Prozent Israels ausmacht.

Letzten Dienstag machten 1500 Polizisten und 5 Bulldozer das Beduinen-Dorf El Arakib dem Erdboden gleich. 300 Beduinen, 40 Hütten und hunderte Olivenbäume fielen dem Angriff zum Opfer.

Weitere Infos:

Israels Beduinen: Die andere diskriminierte Minderheit

Die Beduinen in Israel – Probleme – Lösungen

Vergessene Beduinen in Negev?

Leben im Niemandsland

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