Frauenrechte – Die Scheinheiligkeit des Westens

Wenn wir in westlichen „Demokratien“ über die Frauenrechte des Islams lamentieren, dann kommt mir die Galle hoch.

Anscheinend haben wir vergessen, wie es bei uns in Deutschland noch vor wenigen Jahren ausgesehen hat ? Männer liefen mit Hüten durch die Lande, und Frauen ohne Kopftücher in der Kirche ? Das war ein Affront gegen Moses und die 10 Gebote. Ich spreche nicht über das Mittelalter, oder all die Jahrhunderte davor, in denen das Wort Gleichberechtigung nur Gelächter an germanischen Männerstammtischen auslöste, sondern über die Nachkriegszeit bis tief in die 60er Jahre hinein, denn ich bin ein Kind der 60er und habe vieles selbst erlebt und erfahren durch Eltern und Grosseltern.

Ich war ein uneheliches Kind, wie es damals und auch heute noch so schön heisst. Selbst in den 60er Jahren kam das immer noch einer Todsünde gleich und Frauen wurden deswegen geächtet wie Hexen auf dem Scheiterhaufen. Unverheiratet ? Abtreibung ? Allein, wer das Wort in den Mund nahm, machte sich schon strafbar. Also hat Frau zugesehen, dass sie ganz schnell irgendwie mit irgendwem unter die Haube kam, wenn sie denn dann noch genommen wurde.

Der erste Aufschrei kam zwar mit den 68er-Revolutionen, aber der Mief, die Verkrustungen durch Alt-Nazis im Staatsdienst und der Adenauer-Ära mit Hut waren viel zu dick, als dass man sie über Nacht hätte aufbrechen können. Selbst die sexuelle Revolution in den 70ern wurde noch überschattet durch Terror und den Deutschen Herbst, weil das Establishment den Zerfall ihrer verlogenen Werte bis aufs Blut verteidigte. Alice Schwarzer sprach zum ersten Mal öffentlich aus, wovor Chauvinistenherzen sich seit Jahrtausenden gefürchtet hatten und sich noch immer fürchten: Die Gleichberechtigung der Frau.

In den 80er Jahren wurden niedere Arbeiten immer noch überwiegend von Frauen und Gastarbeitern ausgeführt und um ein Drittel schlechter bezahlt, als wenn deutsche Männer sich dazu „erniedrigten“.
Die Debatten um Abtreibung und Selbstbestimmung der Frau gipfelten regelmässig in dogmatische Glaubensbekenntnisse, die selbst militante Atheisten konvertieren liessen und wurden, – wie sollte es anders sein -, hauptsächlich von Männern geführt.

Die 90er ersetzten das radikale Wort Emanzipation durch Feminismus und suggerierten somit, dass Frauen endlich gleichgestellt seien in der Gesellschaft. Und obwohl Frauen in leitenden Positionen in Wirtschaft und Politik tätig waren und sind, kann das nicht über die noch vorherrschenden Missstände hinwegtäuschen.

Denn bis in die heutige Zeit hinein gibt es noch immer Zwangsprostitution und Frauenhäuser. Für die katholische Kirche sind Frauen weiterhin Menschen zweiter Klasse. Nach wie vor verdienen Frauen meist weniger als Männer für die gleichen Tätigkeiten. Und vor chauvinistischen Plattitüden ist Frau nach wie vor nicht sicher. Und das alles in einer zivilisierten, westlich orientierten Welt.

Dennoch massen wir uns an, andere Länder und Sitten zu kritisieren und zu bekämpfen. Durch Kolonialisierung und Christianisierung, oder besser gesagt, durch Kriege,  haben wir einem Grossteil der Welt unsere Werte aufgezwungen, an die wir uns selbst nicht halten, geschweige denn glauben. Wir empören uns über die Frauenfeindlichkeit von Muslimen, aber wir vergewaltigen ihre Frauen im Irak-Krieg. Wir holen mit der Moralkeule aus, wenn es um Genitalverstümmelungen bei Frauen in Afrika geht, unterstützen aber gleichzeitig deren Militärregime mit Geld und Waffen.  Und wenn es den zivilisierten Mann von Welt nach blutjungen Mädchen gelüstet, dann sind Geschäftsreisen nach Asien eine willkommene Abwechslung.

Es ist natürlich einfacher mit dem Finger auf andere Leute zu zeigen, als den Dreck vor der eigenen Haustür zu beseitigen. Denn deutscher Feminismus ist noch keine 10 Jahre alt, wenn man bedenkt, dass das Gewaltschutzgesetz, welches Frauen und Kindern mehr Rechte einräumt, erst 2001 in Kraft getreten ist. Und immer noch suchen jährlich 40.000 Frauen und Kinder die 359 Frauenhäuser auf, um sich vor den Erniedrigungen und Schlägen ihrer Männer und Väter  zu schützen.

Sicherlich muss auch weiterhin auf die Missstände in der Welt hingewiesen werden, aber bestimmt nicht durch einschlägige Foren, die der politisch gewollten Islamhetze und Medienpropaganda zum Opfer gefallen sind. Aber auch Kriege und Bigotterie sind da bestimmt nicht die geeigneten Mittel, um unterdrückten Frauen zu helfen.

Nachtrag aus dem Blog Überleben:

Himmel…

Gibt es einen Himmel für kleine Mädchen?
Gibt es ihn? Ich würde ihn gern sehn.
Dort spielen alle kleinen Mädchen mit ihren Puppen.
Ich möchte in den Himmel.

Die Hölle kenne ich ja schon.
Mein Vater hat sie mir gezeigt.
Anfangs dachte ich, es war ein einmaliger Ausflug, ein Abenteuer.
Doch dann besuchten Papa und ich diesen Ort immer wieder.

Ich hab geschrien: „Papa, Papa! Warum zeigst du mir die Hölle?!“
Doch für Papa war alles schön.
Er hat immer nur gelächelt und flüsterte mir zu:
“Das ist unser kleines Paradies.“

Ich verstehe Papa nicht.
Ich bin doch sein kleines Mädchen, er darf mir solche Orte nicht zeigen.
Und er weiß das. Er sagt immer:
“Erzähl niemandem, dass du und ich diesen Ort besuchen!“

Manchmal ist Papa zu müde, um einen Ausflug mit mir zu machen.
Dann liege ich im Bett und weine.
Die Bilder sind in meinem Kopf, verschwinden nie.
Nicht einmal mein Stofftier kann mich trösten.

Letztens hat mir mein Bruder erzählt, dass Papa ihn auf eine Reise mitnehmen will.
“An einen geheimen Ort, hat er gesagt.“
Ich hab an seinen kleinen Ärmchen gezerrt und gezogen, er solle ihm nicht folgen.
Doch er ist heute an diesem Ort gewesen, ich sehe es in seinen Augen.
Sie ind so tot. So tot wie die meinen.

Nun schläft er, doch er wimmert im Schlaf.
Ich schleiche mich an sein Bett, betrachte ihn.
Mit einem Kuss auf die Wange verspreche ich ihm.
„Ich bringe uns beide in den Himmel, und Papa nicht!“

Update 08.10.2010

Und hier ein weiteres Beispiel, dass Gleichberechtigung bei uns  noch lange nicht angekommen ist:

Studentinnen erwarten niedrigere Gehälter als männliche Kommilitonen

Studentinnen rechnen mit einem deutlich geringeren Einstiegsgehalt als ihre männlichen Kommilitonen. Bei gleicher Qualifikation erwarten weibliche Studenten bis zu 20 Prozent weniger Bruttogehalt monatlich, wie aus einer am Freitag veröffentlichten Umfrage hervorgeht. Studentinnen gehen demnach von einem ersten Gehalt von von monatlich knapp 2.900 Euro brutto aus, ihre männlichen Kommilitonen hingegen von durchschnittlich etwa 3.450 Euro. Die Umfrage wurde im Auftrag des Magazins “Spiegel”, der Unternehmensberatung McKinsey und der VZ-Netzwerke erstellt.

Und dieses Problem betrifft natürlich nicht nur Studentinnen…

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4 Comments

  1. […] Vielleicht liegt es ja daran, dass Scheichs mit Sonnenbrille auf so einem Panzer nicht nur geil aussehen, sondern wir auch sicher sein können, dass die Dinger keine Frau fährt. Machen wir uns nichts vor, ohne Öl wäre das Land so bedeutungsvoll wie ein Sandkorn in der Wüste, denn Frauenrechte werden auch in unserem Land mit Füssen getreten. […]

  2. […] im Westen werden diese Regeln sowieso nie verstehen, oder wollen sie nicht verstehen, ausser wir schauen kritisch in unsere eigene Vergangenheit. Aber darumgeht ja auch nicht, Hauptsache wir haben erstmal einen Fuss in der Tür, alles […]

  3. Wavatar trübsinn says:

    hey

    habe mich schon gewundert warum sich in letzter zeit “so viele” leute auf mein blog verirren.
    jetzt habe ich gesehen dass du einen text meines blocks hier gepostet hast.

    ich habe deinen blog ein bisschen durchstöbert und kann einfach nur immer wieder mit dem kopf nicken.
    ja. ja. ja..

    ich finde das schlimmste ist, dass man uns frauen das recht auf das leid was uns jeden tag immer noch wiederfärht und schon seit ewigkeiten herrscht nie anerkennt.
    niemand sieht, was es bedeutet eine frau zu sein.
    wie viel stärke und mut sie braucht um zu leben.

    • Wavatar admin says:

      @trübsinn

      Das freut mich, wenn Dein Blog noch mehr Menschen lesen, denn Deine Worte sind mächtig und gehen sehr tief.

      Ich denke ein Mann wird die Höllenqualen einer Frau, die sie bei einer Vergewaltigung durchlebt, erst verstehen, wenn er selber Opfer einer Vergewaltigung wird. Aber diese Vergewaltigung sollte ihm dann nicht eine Frau antun, sondern ein Mann. Denn nur ein Mann kann dieses bestialische, animalische, alles zerstörende, triebhafte Feuer zum Ausdruck bringen, welches die Seelen der Opfer auf immer verbrennt.

WavatarLeave a Reply to trübsinn