Neue Kontinente / Recycle Islands

Auf Arte lief am Samstag mal wieder eine faszinierende, als auch erschreckende Kurzdoku (Mit offenen Karten / Die Müllinsel) über den Plastikmüll in unseren Weltmeeren. Ich habe einige Male darüber in diesem Blog berichtet, doch es ist mal wieder viel dramatischer als wir wahrhaben wollen.

Falls der Film gelöscht wurde, hier eine kurze Zusammenfassung:

Unserer Wohlstandsgesellschaft ist eine Wegwerfgesellschaft, zumindest in den industrialisierten Erdteilen, in denen alles im Überfluss vorhanden ist und produziert wird. Zum einen achten die Konzerne darauf, dass Waren und Güter nur kurze Haltbarkeiten haben, oder Technologien schnell veralten, damit neue Produkte weiterhin die Profite sichern. Und natürlich ist nichts für die Ewigkeit bestimmt und muss allein schon deshalb irgendwann entsorgt werden. Ein Grossteil dieses Abfalls ist Plastik. Plastiktüten, Plastikflaschen, Verpackungen, Elektrogeräte, Spielzeug, Automobilzubehör, Kleidung, Schuhe, Boxen, Behälter u.v.m.

Welch Ironie, sogar Müllbeutel sind aus Plastik.

 

Das Tragische dabei ist:
Plastik benötigt zwischen 20 (Plastiktüte) und 450 (Plastikflasche) Jahre bis es sicht vollständig zersetzt. Dabei „zerreibt“ es sich in immer kleiner werdende Kunststoffmoleküle. Diese wirken dabei wie ein Schwamm für allerlei Umweltgifte. Und dieses Gift schwimmt in unseren Weltmeeren in 10 bis 30 Metern Tiefe. Durch die Meeresströmungen entstehen riesige Kunststoffinseln im Atlantischen, Indischen und Pazifischen Ozean. Besonders schlimm ist es im Nordpazifik zwischen Japan und Kalifornien wo die vier Strömungen Kuroshio vor Japan, der Nordpazifikstrom, der Kalifornienstrom und der Nordäquatorialstrom den Nordpazifikwirbel erzeugen. Der atomare Supergau in Japan im letzten Jahr, wo tausende Liter verstrahltes Kühlwasser ins Meer abgelassen wurden, wird die Situation nochmal dramatisch verschärft haben.

Schon in den 1980er Jahren stellte die NOAA in diesen Gebieten eine starke Ansammlung von Plastikteilchen fest. 1997 schlug Charles J. Moore von der Algalita Marine Research Foundation Alarm und entdeckte nur in diesem Gebiet einen wahren Plastikkontinent mit einer geschätzten Gesamtfläche von 2 – 3 Millionen qkm und einer Dichte von 5 kg pro qkm.

Jährlich werden ca. 260 Millionen Tonnen Plastik produziert, wovon 10 % im Meer landen, sei es durch Fischfang, Schiffe, Badeurlauber, Tourismus und Industrieabfälle die direkt ins Meer gelangen. Anhand der Karte kann man sehr eindrucksvoll die Plastikinseln im Atlantik, im Indischen Ozean und im Pazifik sehen. Natürlich handelt es sich dabei nicht um zusammengepappte, feste Kunststoffkontinente, sondern um eine gigantische Ansammlung frei schwimmender Klein- bis Kleinstplastikteile. Das macht die Sache aber nicht ungefährlicher, denn die giftigen Moleküle werden durch die Meerestiere aufgenommen und landen so wieder in die menschliche Nahrungskette. Fast unnötig zu erwähnen, dass jährlich auch Millionen Tiere an dem Plastikmüll sterben, bevor sie auf unseren Tellern landen.

Die Franzosen und Belgier sind ebenfalls alarmiert:

Nach ersten Analysen des renommierten französischen Instituts für Meeresforschung Ifremer zusammen mit der belgischen Universität Liège können wir abschätzen, dass ungefähr 250 Milliarden treibende Mikroplastikteilchen die Oberfläche des Mittelmeeres verschmutzen.

 

Plastik hat das Industriezeitalter revolutioniert und für viele Annehmlichkeiten gesorgt. Doch ist der Preis für diese Bequemlichkeiten sehr hoch, solange wir nicht in der Lage sind, es zu 100% zu recyceln. Nicht nur, dass wir unsere Umwelt mit dem Müll zerstören, sondern wir verschwenden auch unnötig Rohstoffe um das Zeugs herzustellen.

Wie heisst es so schön: Fortschritt lässt sich nicht aufhalten. Doch übersehen wir dabei, dass die Umweltsünden die wir begehen, kein wirklicher Fortschritt sind. Und natürlich sind dabei nicht nur die Industrie und die Politik gefragt, sondern jeder von uns, der den Verführungskünsten dieser glitzernden Scheinwelt auf den Leim geht. Man braucht nicht immer mehr und nicht immer das Neueste. Denn jedes Mehr bedeutet weniger Natur und Lebensraum. Jedes Jahr mehr Wachstum, wie es unsere Bundeskanzlerin fordert, ist unmöglich! Denn wir produzieren seit Jahren schon viel mehr als wir verbrauchen können. Und so human ist unsere Umweltverfechterin Angie nicht, dass sie die Überschüsse an die Ärmsten dieser Welt verteilen würde. Wir schmeissen es lieber weg

Weitere Infos:

Die Welt erstickt im Plastikmüll

Plastikmüll flutet Ozeane mit Gift

Riesige Fläche Plastikmüll schwimmt im Pazifik

Riesiges Feld aus Plastikmüll im Atlantik entdeckt

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2 Comments

  1. […] Überfischungen der Weltmeere, Ölbohrungen in der Arktis, Atommüllhalden in Sibirien, tonnenweise Plastikmüll zusammengenommen grösser als Kontinente, Weltweite Luftverschmutzungen und und […]

  2. […] verursachen resistente Bakterien (ESBL), die natürlich schön geschützt in der Plastikverpackung in unseren Kühlregalen landen. Staphylococcus aureus, kurz MRSA ist kein Krankenhausvirus, […]

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