Die Mär vom teuren Netzausbau

Neue Besen kehren gut, so auch unser neuer Umweltminister Peter Altmaier (CDU). Noch vor der Sommerpause will er ein 10 Punkte Programm durchdrücken, wobei der Klimaschutz für ihn eine Herzensangelegenheit sei. Uhps, sagte das nicht auch unsere Kanzlerin, als sie ihr neues Amt antrat ?

Gleichwohl wird darin die Solarenergie argwöhnisch betrachtet, nein, natürlich nicht, weil die Subventionierungen dafür zu hoch sind, denn die werden ja durch die EEG-Umlagen aufgefangen, also durch uns Verbraucher. Nein, Solarenergie bedeutet Unabhängigkeit von den Konzernen und sollte eigentlich Pflichtprogramm für jedes neu gebaute Haus in Deutschland sein. Aber dadurch werden natürlich die Gewinne der Konzerne, als auch unserer Regierung geschmälert, denn mit Solar lässt sich nichts verdienen, solange Ottonormalverbraucher davon profitiert.

„Es hat im vergangenen Jahr einen ausgesprochen starken Zubau bei der Fotovoltaik gegeben“, sagte Altmaier im Interview mit der Wirtschaftswoche. „Das muss korrigiert werden. Aber die Solarwirtschaft soll eine Überlebenschance bei uns in Deutschland haben und auch auf den Weltmärkten erfolgreich sein.“

Überleben sollen sie, aber Gewinne nur für die Oligarchen! Der Wink geht auch Richtung Asien,gemeint sind Billiganbieter aus China und da hat Deutschland nur eine Chance, wenn das zu Ungunsten des Verbrauchers reglementiert wird, sprich, wir produzieren zwar teuer, aber das Zeugs muss ja irgendwie weg, doch bitte nicht für den heimischen Markt.  Ausserdem vergisst unser Umweltminister geflissentlich, dass im letzten Jahr die Grossindustrie mit 1,4 Milliarden Euro subventioniert wurde und aus der EEG-Umlage rausgehalten wird. Das Geschenk wird nicht nur aus Steuergeldern bestritten, sondern auch durch höhere Strompreise.

In den letzten Jahren sind die Strompreise kontinuierlich angestiegen, um über 50%. Das belegen auch die Gewinne unserer Konzerne, die erst beim Atomausstieg auf die Tränendrüse drückten und jetzt mit dem notwendigen Netzausbau, damit der Strom von Nord nach Süd fliessen kann. Gut 30 Milliarden Euro soll der Spass in den nächsten 10 Jahren kosten. Das hört sich zunächst einmal viel an. Aber schauen wir genauer hin: Umgerechnet sind das ca. 3 Milliarden Euro pro Jahr für unsere vier Monopolisten. Ach ja, zwischen 2002 und 2007 fuhren die Konzerne 80 Milliarden Euro Gewinne (Achtung:Keine Umsätze!) ein. 2009 Waren es 23 Milliarden Euro und 2010 sogar 30 Milliarden Euro! Wie gesagt, wir sprechen von GEWINNEN!

Aber nur die Konzerne in die Verantwortung zu nehmen wäre etwas zu billig, natürlich verdient unser Staat auch nicht schlecht am Energiemonopoly. Die staatlichen Abgaben, Steuern, Umlagen liegen bei circa 40 Prozent, davon Konzessionsabgabe (8,8 Prozent), Zuschlag nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (4 Prozent) und Zuschlag nach dem Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz (1,4 Prozent), Stromsteuer (10 Prozent) und Mehrwertsteuer (19 Prozent).

Schon jetzt können viele Haushalte ihre Stromrechnung nicht mehr bezahlen, rund 15% aller Haushalte sitzen im Dunkeln. So, so, während die Gewinne der Konzerne sich in den letzten fünf Jahren verdreifacht haben, kann jeder sechster Haushalt den Strom nicht mehr bezahlen und die Preise sollen weiter steigen. Da lassen dann nachfolgende Statements von unserem neuen Umweltminister ja tief blicken:

„Deshalb unterstütze ich, dass viele Kommunen Beratungsprogramme starten, um die Bürger mit Einspartechniken vertraut zu machen. Gerade einkommensschwache Schichten trifft ein hoher Strompreis manchmal härter, weil sie über weniger energieeffiziente Hausgeräte, weniger Energiesparlampen verfügen.“

Und:

Über die Situation einkommensschwacher Haushalte werde er mit den Wohlfahrtsverbänden reden.

Nun, dass Energiesparlampen mehr Gift für unsere Umwelt enthalten, als herkömmliche Birnen, hat sich inzwischen bis in unsere Kindergärten rumgesprochen, -hoffentlich-. Aber wie geschickt er die Lüge verkauft, energieeffiziente Geräte würden den Strompreis drücken, ist wiedermal eines CDU-Mitgliedes würdig. Denn in den letzen Jahren sind Elektrogeräte immer effizienter entwickelt worden, dennoch sind die Energiepreise explodiert. Und dann noch zu guter Letzt die Fürsorge für die einkommensschwachen Bürger auf die Wohlfahrt abzuwälzen. Aber was hat man anderes erwartet von einer Lobbypartei, die zuerst an die eigenen Zuwendungen denkt, die sie von der Wirtschaftsmafia nicht nur nach dem 10-Punkteplan erhalten wird, denn nächstes Jahr sind wieder Wahlen und auch die müssen ja irgendwie finanziert werden.

Das Karlsruher Institute of Technology (KIT) hat für die kommenden 13 Jahre prognostiziert, dass die Energiepreise um weitere 70% steigen werden. Auch die EEG-Umlage wird im kommenden Jahr auf 5,5% angehoben. Und durch die Augenwischerei des teuren Netzausbaus wird der deutsche Michel schon mal darauf vorbereitet, dass er im kommenden Jahr mit bis zu 175 Euro Mehrkosten beim Strom rechnen darf. Tatsache ist, dass Deutschland mit gut 26 ct/kwh europaweit fast am teuersten ist. Dabei ist Strom sogar schon für unter 10 ct zu haben, wenn sich die Gier von Staat und Konzernen in Grenzen hält.

Fassen wir mal zusammen:

  • Jährlich machen unsere Strommonopolisten Rekordgewinne in Milliardenhöhe, woran der Staat auch kräftig mitverdient. Seit Jahren werden erneuerbare Energien gefördert und die Branche boomt. Aber erst nach über 10 Jahren fällt unseren Spekulanten auf, dass dafür unser Stromnetz nicht ausreicht, obwohl sie zudem seit Jahren nicht nur über die EEG-Umlagen mitprofitieren.
  • Und nun will uns ein Peter Altmaier weismachen, dass die Energiewende mit zusätzlichen Kosten verbunden ist, dabei findet diese nicht erst seit dem Atomausstieg im letzten Jahr statt. Und nicht zu vergessen, die Atomkraftwerke sind noch 11 Jahre am Netz und werfen weiterhin Gewinne ab. Denn für die Entsorgung des Atommülls haften natürlich wir Steuerzahler und nicht die Konzerne, die ihn verursacht haben und uns jahrzehntelang Atomenergie als alternativlos und preiswert verkauft haben. Wobei eine Endlagerung immer noch nicht in Sicht ist!
  • Dass der Netzausbau Geld kostet steht ausser Frage, fraglich ist nur, warum muss der Verbraucher das wieder bezahlen ? Seit Privatisierung der Netze haben wir Verbraucher die notwendigen Investitionen für den Netzerhalt und Ausbau immer durch Preiserhöhungen mitfinanziert. Nur die Gewinne, davon haben wir nicht profitiert, oder erinnert sich einer daran, dass die Strompreise in den letzten Jahren irgendwann mal gesenkt wurden ?
  • Ach ja, noch so eine Lüge: Der Netzausbau verschlingt Unsummen, aber verschwiegen wird; damit sichern sich unsere Monopolisten weitere Gewinne, die die neuen Leitungen erwirtschaften und somit natürlich auch weitere Monopolstellungen gesichert werden. Es ist also nicht so, dass der Ausbau aus humanitären Gründen geschieht, sondern weil er längst überfällig ist und schon vor Jahren hätte begonnen werden müssen.
  • Und eine weitere Lüge ist, dass der Netzausbau erst durch den Atomausstieg nötig wurde. Zum einen war der Ausstieg von Rot-Grün 2001 schon auf 2022 festgelegt und an diesem Datum hat die SchwarzGeld-Regierung im letzten Jahr auch nichts geändert, vordem sie sich 2010 noch für eine 12-jährige Verlängerung zu Gunsten für die Atommafia entschieden hatte.
  • Das heisst also, seit 11 Jahren ist bekannt, dass erneuerbare Energien unsere Netze auslasten würden und nichts ist passiert, ausser Geld in die eigene Tasche zu scheffeln. Und SchwarzGeld mit Zuwendungen zu überhäufen.
  • Und wenn unsere Bundesregierung schon weiss, dass sich in Zukunft noch weniger Bürger diese Energieabzocke vom Staat und den Konzernen leisten können, so sollte man wenigstens so fair sein und diesen Menschen die 40% Staatsabgaben erlassen, denn das macht einen Sozialstaat aus. Und da hätte ich keine Schwierigkeiten, dieses mit meinen Steuergeldern zu unterstützen.

Fazit: Unser neuer Umweltbesen kehrt eigentlich nur den selben (Atom-)dreck vor unser aller Haustür wie all die Vorgänger zuvor. Und die Zeche zahlt wie immer der Verbraucher und bei Atommüll sogar mit seinem Leben…

 

Zum Schluss mal etwas Positives: Seit Anfang des 19. Jahrhunderts ist die sogenannte HGÜ-Technik bekannt und wird in einigen Ländern angewandt. Dabei geht es um Hochspannungsleitungen die über hunderte von Kilometern den Strom fast verlustfrei transportieren. Aber der eigentliche Clou ist, dass alte Leitungen nachgerüstet werden können. Nun, ich bin kein Ingenieur, um die Einsparungen durch die neue Technik für das deutsche Netz überblicken zu können. Weshalb in Deutschland diese Technik noch nicht eingesetzt wurde, mag wohl nicht zuletzt mit den immensen Gewinnen der Konzerne zusammenhängen…

 

 

Weitere Infos und Quellen:

Merkel kämpft in vorderster Front gegen ihre eigenen Klimaversprechen

Strompreis Abzocke – Studie deckt Betrug der Energiekonzerne auf

RWE, Eon, Vattenfall und EnBW: Hohe Profite – teurer Strom

Vier lange Stromautobahnen durch Deutschland geplant

Energiewende: E.on zieht gegen Atomausstieg vor Gericht

Solarzellen liefern so viel Strom wie 20 Atomkraftwerke

Oettinger will Förderung von Ökostrom begrenzen

Merkel gesteht Versäumnisse beim Netzausbau

Rösler sieht Energiewende auf gutem Weg

Energieverbrauch pro Kopf weltweit

E.on hortet zehn Milliarden Euro

Energie Wissen: Strompreise

Der Klima Lügendetektor

Bilderquellen:

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Strommasten Wikimedia

Euroscheine Wikipedia

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3 Comments

  1. […] Bange, die CDU ist da auch nicht besser. Was versprach Umweltminister Peter Altmaier (CDU): Noch vor der Sommerpause 2012 will er ein 10 Punkte Programm durchdrücken, wobei der Klimaschutz für ihn eine […]

  2. […] überhaupt, zumal das bestimmt nicht in die Politik gehört, da hätte ich mir mehr Power vom Altmaier gewünscht, um die Energiemafia in ihre Schranken zu weisen. Nicht nur, dass wir Verbraucher […]

  3. […] Handlanger der USA Der deutsche Atomausstieg ist noch in weiter Ferne. Nicht nur, dass unsere AKWs noch weitere elf Jahre am Netz hängen, auch 20 Atombomben des Typs B-61 lagern wir für die USA auf dem […]

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