Verändert zurück aus dem Krieg – PTBS

Allein 2011 erkrankten offiziell 729 Soldaten, die aus Auslandseinsätzen zurückkamen, an PTBS, Posttraumatische Belastungsstörungen. Was in Amerika längst bekannt und anerkannt ist, wird in Deutschland erst jetzt langsam realisiert, PTBS ist eine ernstzunehmende Krankheit, die auch Mitmenschen, Familie, Partner, Freunde belasten und sogar Co-PTBS hervorrufen kann.

Rund 300.000 deutsche Soldaten wurden in den Kosovo- und Afghanistankrieg geschickt, die Dunkelziffer von PTBS-Erkrankten wird auf 20%  eingeschätzt, denn niemand möchte als verrückt gelten, zumal auch die Bundeswehr sich schwer tut, PTBS als Krankheit anzuerkennen. Wer sich outet wird leider immer noch als Nestbeschmutzer beschimpft.

Noch schlimmer trifft es Soldaten, die aufgrund ihrer Erkrankung nicht mehr dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen. Zwar durften diese Frauen und Männer ihr Leben für das Vaterland geben, aber umgekehrt fordert der Staat einen behördlichen Spiessrutenlauf, wenn es um die Anerkennung von PTBS-Opfer geht, beziehungsweise um soziale Leistungen.

Blöd auch, dass PTBS nicht immer sofort sichtbar ist und erst Monate und Jahre später erkennbar wird. Dafür ist die Bundeswehr dann nicht mehr zuständig und auch nicht der Sozialstaat, der diese Menschen in den Angriffskriegen verheizt hat.

Jede(r) SoldatIn, die/der  aus dem Krieg kommt, kann eine tickende Zeitbombe sein. Denn die Auswirkungen von Erkrankten können unterschiedlicher nicht sein. Nicht nur, dass die nächsten Angehörigen dramatische Persönlichkeitsveränderungen feststellen, diese Menschen sind auch suizidgefährdet und können zudem eine Bedrohung für andere Menschen sein.

In einem Sterninterview (Nr.24 v. 06.06.12, Kriegsversehrt) mit Kriegsveteranen und deren Angehörigen sagte ein Betroffener Stabsunteroffizier:

“Rot-Grün hat uns ja still und heimlich in die Einsätze geschickt. Man wollte Tote und Verwundete nicht wahrhaben.“

Was Rot-Grün begann führt Schwarz-Gelb weiter und niemand von denen sagt offen, dass wir nicht nur Kriege führen mit unermesslichem Leid für alle Beteiligten und Unbeteiligten (Zivilisten), sondern Angriffskriege. Wie sehr diese Einsätze verklärt und glorifiziert werden, das wird auch in dem Sterninterview deutlich, in dem sich eine Soldatenmutter äusserte:

…Ich habe ihn (ihren Sohn Anm. RP) vor dem Kfor-Einsatz als Mörder beschimpft….

Worauf der Stern doch tatsächlich fragte:

Warum Mörder ? Selbst wenn er hätte schiessen müssen, ist er doch kein Mörder.

Doch. – Streng genommen  ist jeder Krieg ein staatlich legitimierter Auftragsmassenmord. Und im besonderen der Afghanistankrieg, denn wir mussten uns nicht verteidigen, auch die USA mussten sich nicht verteidigen und wir mussten auch nicht die USA verteidigen. Afghanistan hat niemandem den Krieg erklärt, oder um Hilfe gerufen! Als die Russen in Afghanistan einmarschierten, war die westliche Empörung gross und die USA riefen zum Olympiaboykott auf, an dem sich 64 Staaten beteiligten. Was war damals anders als heute ?

Aber es wäre zu einfach jedem Soldaten, jeder Soldatin zu unterstellen, sie wüssten was sie tun und deshalb verdienen sie auch kein Mitleid, wenn sie verletzt, verstümmelt und getötet aus dem Krieg zurückkommen. Denn solange unser Staat nach wie vor Kriege für legitim und unser Verteidigungsminister sie sogar für nötig hält, sie glorifiziert und öffentlich dafür wirbt, werden sich immer Menschen finden, die das Töten für das Vaterland, als eine ehrenvolle Aufgabe ansehen.

…Deutsche Sicherheitsinteressen ergeben sich aus unserer Geschichte, der geographischen Lage in der Mitte Europas, den internationalen politischen und wirtschaftlichen Verflechtungen des Landes sowie unserer Ressourcenabhängigkeit als Hochtechnologiestandort und rohstoffarme Exportnation. Sie sind nicht statisch, sondern veränderlich in und mit internationalen Konstellationen und ihren Entwicklungen…

…Es ist ein Angebot an junge Frauen und Männer; ein Angebot, unserem Land auf besondere, auf patriotische Weise zu dienen und ein Angebot, das innere Gefüge, die Aufgabenvielfalt und das Besondere unserer Streitkräfte kennen zu lernen…

…Die Bundeswehr reicht der jungen Generation die Hand. Ich bitte die ganze Gesellschaft, diese Hand zu ergreifen…

Rede von Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière, Deutscher Bundestag  18.05.2011

Politische und wirtschaftliche Verflechtungen, Ressourcenabhängigkeit reichen aus, um der jungen Generation die Hand zum Krieg zu reichen. Und so ein Satz von einem Verteidigungsminister, oder richtigerweise Kriegsminister ?! Wie soll man da einem 18jährigen Menschen, der immer noch auf dem Weg zum Erwachsenwerden ist, begreiflich machen, dass die Alten immer noch nicht gelernt haben, dass kein Krieg jemals zum Frieden geführt hat, denn dann würde es seit Jahrtausenden keine Kriege mehr geben. Aber das Zitat von Herrn de Maizière spricht auch eine andere Sprache: Es geht nicht um Frieden, sondern um Ressourcen, die wir nicht besitzen.

Und wenn ein Veteran zu dieser Erkenntnis gekommen ist, dann wird er erst recht allein gelassen – von seinen Kameraden, von der Bundeswehr, vom Staat.

Wenn schon Krieg, wäre es dann nicht besser die Alten (im Bundestag)  zu verheizen ? Denn die haben ja mehr Erfahrung und leben eh nicht mehr lange.

Nachfolgend ein Video von KenFM-Spezial über: PTBS (Posttraumatische Belastungsstörung). Man sollte sich wirklich die 2 Stunden dafür Zeit nehmen.


 

PTBS – die posttraumatische Belastungsstörung ist eine psychische Erkrankung, die entsteht, wenn Menschen extremen Situationen ausgesetzt werden. Unter US-Soldaten gilt PTBS lange als Berufskrankheit. Im Gegensatz dazu ernannte die Bundeswehr erst 2010 einen PTBS-Beauftragten, um sich diesem Tabu-Thema endlich zu stellen, denn bis zu 20% der bislang 300.000 Soldaten, die bis heute an Auslandseinsätzen teilgenommen haben, kommen mit PTBS zurück. KenFM hat sich die letzten Wochen mit PTBS-Spezialisten getroffen. Darunter Ärzte, Soldaten und Angehörige!

http://www.kenfm.de
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Weitere Infos und Quellen:

Kranke Soldaten

Angriff auf die Seele

Eisblume (Selbsthilfegruppe)

 

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