Wie weit eine Gesellschaft entwickelt ist, erkennt man daran, wie sie ihre schwächsten Lebewesen behandelt. Und da sieht es, nicht nur in Deutschland, sehr düster aus. Zur Zeit steht der Tierschutz in den Schlachthöfen wieder einmal in den Schlagzeilen. (Tierschutz ? Schlachthof?) Eigentlich nichts neues, denn mit der Industrialisierung und Massentierhaltung werden Tiere zunehmend nur noch als profitbringende Produkte misshandelt. Während früher Tiere in die menschliche Lebensgemeinschaft noch mit einbezogen und respektiert wurden, so hat sich der Mensch in der heutigen Zeit in die Barbarei zurück entwickelt.
Eine kleine Anfrage der Grünen (PDF) ergab, dass bis zu 12,5% der Tiere bei lebendigem Leibe ausgeweidet und geschlachtet werden, weil die Betäubungen nicht ausreichen, oder komplett versagen. Bei 800 Tieren in der Stunde, in nur einem Schlachthof, heisst das, jede Stunde erleiden 100 Tiere einen qualvollen Tod. Oder noch dramatischer, in 5100 deutschen Schlachtbetrieben wurden letztes Jahr 59 Millionen Schweine geschlachtet, davon 737.5000 bei lebendigem Leib. Bei Rindern resümieren die Schlachtbetriebe stolz, seien es nur 9%.
Einige grosse Betriebe rühmen sich damit, dass die Tiere mit CO2 betäubt werden und somit die Fehlerquote bei 3,3% liege. Dabei verschweigen sie, dass bis zu sechs Tiere in einen Paternoster-(lat. Vater unser!)Aufzug getrieben werden, der hinunter in (die Hölle) eine Gasgrube führt, in der die Tiere in den ersten 20 Sekunden einen qualvollen Erstickungskampf erleiden, bevor sie bewusstlos umkippen. Dabei könnte man den Tieren dieses Entsetzen ersparen, indem man sie vorher mit Argon betäubt, was natürlich zeit- und kapitalaufwendiger ist und deshalb nicht eingesetzt wird.
Natürlich bestreitet der Fleischerverband diese Szenarien vehement, aber dann sollte er sich auch fragen, wie diese Zahlen und Tatsachen zustande gekommen sind ? Wobei ich bei einem persönlichen Gespräch mit einem ehemaligen Schlachter, der in einem Grossbetrieb in NRW arbeitete, erfuhr, dass selbst o.a. gegeben Zahlen noch “geschönt” sind. Dabei erzählte er auch von Knochenbrüchen, Tiere die vor Angst und Schmerzen schreien und dennoch auf dem Weg in die Schlachterei gezogen, getreten, oder von anderen Tieren überrannt werden. Im Prinzip auch egal, denn wenn es auch nur ein Tier am Tag ist, was seine Schlachtung bei vollem Bewusstsein mitbekommt, so ist es immer noch ein Tier zuviel!
Doch es geht meist noch viel brutaler zu, wie die Tierschutzorganisation PETA zu berichten weiss, denn in der Todeswarteschleife, also der Weg zum Schafott, wobei die Tiere mit „elektronischen Treibhilfen“ drangsaliert werden, bekommen die Tiere live mit, wie ihre Artgenossen hingerichtet werden. Sie können es sehen, hören, riechen und schmecken, teilweise über Stunden, bevor sie “angstschweissgebadet” selbst an der Reihe sind.
Aber das Martyrium der Tiere beginnt nicht erst mit der Schlachtung, oder während der Massentransporte (Deportationen!), sondern schon mit der Aufzucht, wenn Ferkel ohne Betäubung kastriert werden, weil der Verbraucher diesen Fleischgeschmack bevorzugt. Auch die Ringelschwänze werden ohne Narkose einfach abgeschnitten. Dann folgt die Masttortur in der das Ferkel in sechs Monaten auf 90 Kilogramm vollgestopft wird, erstrebenswert sind drei bis vier Monate, wobei das Tier 750! Gramm täglich zunimmt. Man stelle sich das einmal bei einem Menschen vor!
Doch bei all den Grausamkeiten erfreuen sich die Schlachtbetriebe an Umsatzsteigerungen von bis zu 9%, wobei 60% auf Exporte zurückzuführen sind. Das ist auch nicht zuletzt unserer Lobbyministerin Ilse Aigner zu verdanken, die den Vorschlag von Ramsauer, die geltende Bevorzugung von gewerblichen Megaställen aus dem Baugesetzbuch zu streichen, erstmal wieder vom Tisch fegte. Oder wie sie im Januar diesen Jahres noch vollmundig verkündete, sie will den Einsatz von Antibiotika in der Massentierhaltung eindämmen. Bis heute auch nur leere Worthülsen, denn in Mastfabriken mit tausenden von Tieren sind Keime und Bakterien schon vorprogrammiert. Also würde nur ein Verbot dieser Fabriken wirklich helfen, vor allem aber den Tieren. Derzeit liegen 900 Neuanträge für neue Mastbetriebe vor, die unsere Republik in Zukunft überziehen werden. Und Ilse will sich auf jeden Fall für ein exportstarkes Deutschland einsetzen, sprich, es werden noch mehr Tiere schmerzvoll verbluten.
Tatsache ist, Massentierhaltung ist nicht nur schädlich für Mensch und Tier. Auch für die Umwelt ist sie eine Katastrophe, sei es durch Monokulturen und Regenwaldabholzungen für die Tierfuttergewinnung, oder durch die Grundwasserverschmutzung durch die Gülle der Mastbetriebe, oder der immense Wasserverbrauch von 15.000 Liter pro Kg Fleisch, oder dass Getreide, Soja und Mais, was für die Tiere verfüttert wird, womit man die Hungersnot in der Dritten Welt beseitigen könnte. Die Gründe gegen die Massentierhaltung sind so vielfältig und überwiegen dem eigentlichen Nutzen, dass es unbegreiflich ist, weshalb noch weitere Betriebe zugelassen und subventioniert werden.
Eine weitere Tatsache ist, dass der Mensch kein Fleisch für eine gesunde Ernährung benötigt, zumal durch die zunehmenden Fleischskandale bewiesen ist, dass gequältes, arzneimittelverseuchtes Fleisch, was zusätzlich mit Stress- und Angsthormonen belastet ist, weil tausende Tiere auf engstem Raum vor sich hin vegetieren, ungesünder ist als ein Apfel, oder eine Scheibe Brot.
Aber wie immer bestimmen wir Verbraucher was mit den Tieren passiert und was auf unseren Tellern landet. Und da helfen allein keine Proteste gegen Mastbetriebe, oder Demos in der Öffentlichkeit und auch keine Petitionen. Einzig und allein hilft der Verzicht auf Billigfleisch aus der Massenfabrik, noch besser wäre, ganz auf Fleisch zu verzichten.
Eine Gesellschaft die dennoch solche Gräueltaten zulässt, muss sich nicht wundern, wenn in der Organspende ähnlich verfahren wird, denn auch dort werden aus Kostengründen Organe ohne Betäubung entwendet. Aber was kann man schon erwarten von einer herzlosen Gesellschaft die sich immer weiter entfernt von Ethik und den Profit als höchste Errungenschaft in einer demoralisierten Welt propagiert…?
Petition gegen die Massentierhaltung
Tiere leiden beim Schlachten unnötig
Aigner will Arzneimittelgesetz ändern
CO2 Betäubungsanlagen Product description
Regierung rügt Tierquälerei in Schlachthöfen
Appell für den Ausstieg aus der Massentierhaltung
Änderung der Tierschutz-Schlachtverordnung (PDF)
Bundestag stärkt Massentierhaltung – Protest von BUND und UfU
Neugestaltung des Zutriebs zur CO2-Betäubung: Auswirkungen auf Fleischqualität und Tierschutz
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[…] Pferdefleisch statt Rind, oder Schwein, oder Geflügel… gegessen. -Äh bitte was-, worum geht’s hier eigentlich ? Wenn täglich! hunderttausende Schweine elendig verrecken, weil die Betäubung vor der […]