Yellow Cake – Atomstrom ist sauber und effizient

Yellowcake, gelber Kuchen, oder wie wir in Deutschland sagen würden, das gelbe vom Ei. Gemeint ist Uran, welches zu einem gelben Brei verarbeitet wird. Aus zwei Tonnen abgebautem Erz wird in Uranmühlen ungefähr ein Kilogramm Yellowcake gewonnen. Allerdings sind die Rückstände bei der Gewinnung von Yellowcake (sogenannte Tailings)  radioaktiv und müssen daher gesondert beseitigt werden. Aufgrund ihrer großen Menge und der langen Halbwertszeit der verbleibenden Thorium-, Radium- und Uran-Isotope stellen sie auf lange Zeit ein Umweltproblem dar. Insbesondere die Verstrahlung der Grundwasservorkommen ist ein Problem. Denn die so genannten Tailings sind nichts weiter, als riesige Auffangbecken für den verstrahlten Dreck, der übrig bleibt, wenn Millionen Tonnen Erde abgetragen werden, um einige Tonnen Uran zu gewinnen. Zurück bleibt “gelbe Kacke…”

Natürlich sind diese Tailings nicht dicht, geschweige denn, dass sie am Grund versiegelt wären, so dass der radioaktive Schlamm ungehindert im Mutterboden versickert. Weltweit verteilen sich 2352,55 Millionen Tonnen von diesem Dreck über den Globus , zum einen durch die gigantischen Abraumhalden, weil durchschnittlich nur 0,1 % für Uran verwertbar sind, und zum anderen durch die Tailings, die durch die chemischen Veredelungen des Urans entstehen, Yellow Cake. Allein in Deutschland lagern 150 Millionen Tonnen, die das Werk Wismut aus DDR-Zeiten hinterlassen hat. Nach über 20 Jahren Sanierung und 6 Milliarden Euro Kosten sind die Tailings zwar durch die Abraumhalden „zugeschüttet“ worden, aber wie es untendrunter brodelt weiss niemand so genau und schon gar nicht, wann das Grundwasser kontaminiert wird.

Doch die Gier des Menschen ist ja bekanntlich unersättlich: BHP Billiton in Australien startet „THE OLYMPIC DAM EXPANSION“. Der Tagebau wird auf 3.5 Kilometer Breite, 4 Kilometer Länge und 1 Kilometer Tiefe erweitert. Man erwartet eine Exportsteigerung von 4.000 t auf 19.000 t pro Jahr. BHP Billiton rechnet mit gut 24 Milliarden Dollar ReinGEWINN. Wie es heute schon dort aussieht kann man auf dem nächsten Bild beobachten. Bei den „blauen Seen“ handelt es sich um die Tailings, die nur am Rand zu erkennen geben wie giftig sie wirklich sind. Durch den Ausbau befürchten Ingennieure Leckbildungen in den Tailings.

 

Weitere Umweltkatastrophen sind die radioaktiven Staubentwicklungen beim Sprengen. Vor allem das gefährliche Radon-Gas entströmt in großen Mengen aus den Halden und Gruben und wird durch starke Winde über riesige Strecken verteilt.

Apropos Staub. Nicht nur für die Umwelt ein Desaster, sondern auch für die Menschen die in den Minen arbeiten und drumherum leben und wohnen. In Niger zum Beispiel betreibt der französische Weltkonzern zwei seiner grössten Untertagebauminen in der Nähe von Arlit und der Nachbarstadt Akokan, 250 Meter unter der Erde. Bei einer Greenpeace-Stippvisite fanden sie überall erhöhte Strahlung. Eine Sandprobe aus der Nähe der Mine in Akokan enthielt 100-mal mehr radioaktive Stoffe als normaler Sand. In den Straßen von Akokan fanden die Greenpeace-Leute sogar Strahlung, die 500-mal höher war als normal. Früher wurde der radioaktive Abraum der Minen sogar als Baumaterial für Straßen und Häuser benutzt. Von fünf Wasserproben lagen vier über den Richtwerten der Weltgesundheitsorganisation für Uran.

Doch nach Aussage von Areva ist die jährliche Strahlendosis für die Einwohner geringer als bei einem Brust-Röntgenbild. Vor ein paar Jahren verteidigte sich Areva mit dem Argument, es sehe sich nicht vorrangig als Wohltätigkeitsorganisation. Niger helfe es auch, wenn die Menschen Arbeit bekämen und der Staat Einnahmen aus dem Uran.

Komisch nur, dass sich dort zur Zeit die grösste Hungerskatastrophe anbahnt. Vielleicht liegt es ja an den Hungerlöhnen die Areva für ein verkürztes Menschenleben bezahlt ?

In Chemnitz existiert eine Berufskrankheitdatei mit rund 44.000 Akten von ehemaligen Wismut-Mitarbeitern. Diesen Akten zufolge erkrankten 7.000 Arbeiter an Lungenkrebs, 15.000 an Silikose (Quarzstaublunge). Darmkrebs, Leukämie oder andere Krebserkrankungen wurden nicht als Berufskrankheit anerkannt. Daneben gab es noch Hauterkrankungen und Lärmschädigungen.

Jährlich werden weltweit gut 70.000 t Uran nicht nur für Kernkraftwerke benötigt. Tendenz steigend, da in den kommenden Jahren 150 neue AKWs ans Netz gehen sollen. Allen vorweg die USA, bei denen der Strom sowieso aus der Steckdose kommt.

Das Märchen vom sauberen Atomstrom wäre somit wohl entlarvt. Nicht nur die Uranförderung ist ein Supergau für Umwelt, Tier und Mensch, sondern auch der nicht entsorgbare Atommüll der zum grösstenteil irgendwo in Russland (Gorleben, Majak,Lubmin…) gelagert wird. Dann darf man natürlich auch nicht die Umweltbelastungen durch die AKWs selbst ausser Acht lassen, wobei die Atomlobby erhöhte Leukämiefälle durch Anwohner natürlich vehement bestreitet. Und wohin damit, wenn so ein AKW ausgedient hat ? Und was die Sicherheit betrifft, schauen wir einfach mal nach Tschernobyl oder Fukushima. Von den unzähligen, weltweiten Störfällen mal abgesehen.

Klar, dass bei so vielen Ungereimtheiten der Uranerzabbau immer wieder geflissentlich unter den Teppich gekehrt wird. Sollte Olympic Dam, welches jetzt schon 260 qkm umfasst, mit seiner Expansion fertig sein, dann wird die Mine ca. 20% der Energie des Staates Südaustralien verschlingen. Für den fünfjährigen Ausbau wird der Dieselverbrauch von 26 auf 372 Millionen Liter pro Jahr ansteigen. Und der Frischwasserverbrauch auf 516 Millionen Liter. Von den Umweltschäden ganz zu schweigen.

Die Propaganda, dass Atomstrom billig sei, das widerlegen u.a. auch die steigenden Uranpreise von anfänglich 6 Dollar in den 1970er Jahren auf zur Zeit 65 Dollar pro Pfund. Und was uns die weltweiten Altlasten der Atomindustrie noch kosten werden, auch gesundheitlich betrachtet, das lässt sich noch nicht einmal erahnen, geschweige denn genau berechnen. Solange die Profite der Konzerne weiterhin  steigen, sie nicht für ihre Umweltsünden zur Verantwortung gezogen werden, sie verantwortungslos Menschenleben nicht nur beim Abbau aufs Spiel setzen und solange wir diesem Treiben tatenlos zusehen, wird es immer schlimmer werden mit dem Ressourcenraubbau, bis die Natur ihren Tribut fordert.

Soviel zu sauberen, billigen Atomstrom…

 

Weitere Infos und Quellen:

Roxby Downs

Verstrahlte Welt

Uran und kein Ende

WISE Uranium Project

Atomkraft in Finnland (PDF)

Kein Uranabbau im Grand Canyon

Uranabbau im Westen Deutschlands

Namibia: Radioaktive Wüste durch Uran

Deshalb müssen die Uranpreise weiter steigen

Atomkonzern Areva fährt Milliardenverlust ein

BMO untersucht Beziehung von Öl- und Uranpreis

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