Es ist einfach nicht mehr wegzudenken aus unserem Leben, es gilt als eine unserer höchsten Errungenschaften und symbolisiert Freiheit, Unabhängigkeit, Flexibilität, Mobilität und ist natürlich Statussymbol.
Das Automobil.
Das war bis vor wenigen Jahren die Zigarette auch, schade, dass der Marlboromann schon tot ist, sonst könnt’ er was erzählen. Denn damals war rauchen noch gesund und es ging alles wie von selbst. Und heute ? Man stelle sich mal ein Auto mit laufendem Motor in einer gemütlichen Kneipe vor, bei geschlossenen Fenstern. Prost !
Ein normaler Mensch würde unseren derzeitigen Lebensraum als total verrückt bezeichnen! Wir ziehen uns mehr oder weniger freiwillig in abgedichtete Häuser mit Lärmschutzfenstern zurück, um den Außenraum dem Krach, dem Staub und den Abgasen der Autos zu überlassen.
(Professor Hermann Knoflacher Zeit-Interview)
Doch sehr weit hat der zivilisierte Mensch es IQ-mässig noch nicht gebracht, um zu erkennen, dass wir millionenfach mit Autoabgasen unsere Umwelt vergiften. Und alles nur, weil eine riesige Auto- und Öllobby den Verbrennungsmotor auch noch im 21. Jahrhundert vehement gegen jegliche logischen, gesundheitlichen, ökologischen Einwände verteidigt. Schlimmer noch, es wird sogar bestritten, dass es irgendwelche Zusammenhänge zwischen Automobil und Zivilisationskrankheiten gibt.
Da wäre zunächst einmal der Lärm zu erwähnen, den so ein Fahrzeug verursacht. Laut einer Untersuchung der Weltgesundheitsorganisation WHO soll der Verkehrslärm in Europa für drei Prozent aller Todesfälle durch Schlaganfälle und Herzinfarkte verantwortlich sein. Neueste EU-Pläne wollen den Geräuschpegel um 3 Dezibel senken. Doch die Industrie ist dagegen.
Dann gibt es noch den Feinstaub, der aus so einem Auspuff gepustet wird. Anstatt das Übel bei der Wurzel zu packen, wurden clevere Umweltzonen eingerichtet, die ungefähr so sinnvoll sind, wie rauchen unterm Ventilator. Trotz inzwischen 54 Umweltzonen in Deutschland wurden 2011 die Grenzwerte für Feinstaubwerte vielerorts deutlich überschritten.
- Weitere Gifte sind die Stickstoffoxide. Bei Kindern nehmen Erkrankungen der Atemwege und Infektionen bei der Aufnahme von kleinsten Mengen zu. Stickstoffoxide sind an der Bildung des Atemgiftes Ozon in der Atmosphäre beteiligt.
- Das Kohlenstoffdioxid bildet in der Erdatmosphäre eine Treibhausglocke und verhindert, dass die Wärme der Sonne wieder in das Weltall entweicht.
- Kohlenstoffmonooxid entsteht bei der unvollständigen Verbrennung von Benzin, besonders bei Kraftfahrzeugen nach dem Start und im Leerlauf. Es ist ein farb- und geruchloses, aber hochgiftiges Gas und wirkt schon in kleinsten Mengen tödlich.
- Schwefeldioxid: Im Dieselbenzin und im Heizöl befinden sich Schwefelreste des Erdöls. Diese verbrennen bei der Verbrennung im Motor zu Schwefeldioxid, einem stark lungenreizenden Gas. Das Schwefeldioxid löst sich in der Feuchtigkeit der Luft zu einer Säure, welche Bauwerke aus Naturstein zerfrisst.
Würde ich als Fußgänger mit einer Dose krebserregende Substanzen versprühen, wäre das gesetzeswidrig. Tausende Autofahrer tun das täglich ungehindert und verkürzen die Lebenszeit von uns allen um durchschnittlich zwölf Jahre.
(Professor Hermann Knoflacher Zeit-Interview)
Nach Zahlen der WHO sterben 1,2 Millionen Menschen jährlich an den direkten Folgen von Verkehrsunfällen.
Neben den direkten Auswirkungen, wenn wir mit dem Auto fahren, gibt noch die indirekten; die Produktion, die Ölförderung und den Strassenbau.
Keine Frage, Autos schaffen Arbeitsplätze, so das Totschlagargument. Im Jahr 1950 gab es 53 Millionen private Autos auf der ganzen Welt, 1989 waren es bereits 555 Millionen und bis zum Jahr 2015 sollen es 1.24 Milliarden sein, wobei 25% in Asien gefahren werden. Trotz so vieler Autos hungern gleichzeitig 1 Milliarde Menschen weltweit. Und seit Jahren schon werden Arbeitsplätze wegrationalisiert und durch Maschinen ersetzt.
Täglich werden gut 75 Millionen Barrel Öl gefördert, wobei die Ölsandförderung in Kanada in einem Gebiet doppelt so gross wie Bayern, mit die grösste Umweltkatastrophe ist. Von den tausenden Litern die durch Bohrungen, Transporte und Weiterverarbeitungen täglich in der Umwelt versickern ganz zu schweigen.
Und wieviel Natur musste weichen für den Strassenbau und wie hoch sind die Instandhaltungskosten ? Nicht ein Land auf der Welt, was über kein Strassennetz verfügt. Natürlich erleichtert das Vieles ungemein, um in kürzester Zeit von A nach B zu gelangen und ist komfortabel dazu. Aber ist es wirklich auch ein Segen ? Obwohl wir in wenigen Stunden hunderte und mit dem Flieger sogar tausende Kilometer zurücklegen können, haben wir dennoch immer weniger Zeit. Ein Besuch bei lieben Freunden und Verwandten muss meist hinten anstehen, um die Zeit einzuholen, die der Fortschritt uns nimmt, weil immer mehr Termine in immer kürzere Zeiten gepresst werden.
Was bringt ein acht Stunden Arbeitstag, wenn zusätzlich ein bis drei Stunden Fahrzeit eingerechnet werden müssen, um zum Arbeitsplatz zu kommen ? Staus, Berufsverkehr, Smog, Stress, Stop and Go um nur ein bisschen mobiler zu sein. Wobei das Wort mobil hierbei ad absurdum geführt wird.
Was bleibt als Alternative ? Klar ist, dass es so auf Dauer nicht weitergehen kann. Die Ressourcen dieses Planeten sind erschöpft und wir werden zum Umdenken gezwungen werden. Doch dann ist es wohl schon zu spät, weil die Alternativen schon vorher greifen müssen, bevor der Kollaps kommt.
Individualverkehr wie wir ihn heute noch kennen, wird ein Luxus werden, den wir uns nicht mehr leisten können. Zweit- und Drittwagen sind heute schon Klimakatastrophen. Das Auto für die Steckdose wäre schon lange machbar gewesen, wenn mehr Forschung in Elektrospeicher betrieben worden wäre. Vor dem gleichen Dilemma stehen wir bei den alternativen Energien für die Haushalte. Windräder und Solardächer liefern genug Strom, aber es mangelt an Superakkus bei Überschuss. Dass sowohl unsere Energie- als auch die Automonopolisten darin keinen besonderen Anreiz sehen, beweisen ihre jährlichen Milliardengewinne.
Der Nahverkehr wird seit Jahren zurückgefahren, um noch mehr Profite zu erwirtschaften, obwohl die Ticketpreise seit Jahren explodieren. Bus- und Bahnstrecken die nicht genug Geld abwerfen werden stillgelegt zu Gunsten des Autos. Dabei hätte Rot/Grün Anfang 2000 die Weichen stellen können.
Aber auch der Irrsinn, dass Menschen täglich hunderte Kilometer zur Arbeit fahren müssen, anstatt in der Umgebung welche zu finden. Dabei ersparen Internet und Videokonferenzen bereits unnötige Wege. Weshalb müssen täglich Millionen von Briefe befördert werden im Zeitalter von eMails ? Verträge über das Internet abzuschliessen ist kein Problem, aber die Kündigungen derselben sind nur schriftlich möglich. Welch ein Wahnsinn ! Oder wieviele Trottel missbrauchen den Namen Logistik, um Waren kreuz und quer durch die Welt zu kutschieren ?
Beispiele gibt es genug und würden diesen Artikel nie Enden lassen. Letztendlich entscheidet immer das Geld, der Profit. Ach was, nennen wir das Kind beim Namen, die Gier des Menschen ! Solange Autos als Statussymbole herhalten müssen, wird kein Umdenken stattfinden, geschweige denn, dass öffentliche Verkehrsnetze ausgebaut und kostengünstig angeboten werden. Das beweisen auch die ständig steigenden Spritpreise und dennoch verbrauchen die Autos genauso viel Sprit wie vor zehn Jahren, auch die Modelle werden immer protziger.
Stellen wir uns endlich der Tatsache, das Auto ist ein Relikt aus dem letzten Jahrtausend, nicht mehr zeitgemäss, umwelt- und lebenzerstörend. Als Fortbewegungsmittel hat es uns einen schlechten Dienst erwiesen und die Welt in einem atemberaubenden Tempo zum Nachteil verändert. Neben Vergiftungsgefahren raubt es uns noch zusätzlich die Zeit, die Ruhe und die Muse.
Früher durfte der Fußgänger die gesamte Straßenfläche beanspruchen – 7000 Jahre lang! Während der letzten 50 Jahre haben wir den Fußgänger an den Rand gedrängt und wundern uns, warum diese Mobilitätsform verschwindet. Wir haben Strukturen gebaut, die die Menschen zum Autofahren zwingen!
(Professor Hermann Knoflacher Zeit-Interview)
Was bleibt also übrig an Alternativen ? So wenig wie nötig das Auto benutzen. Zu Fuss gehen, das Fahrrad und/oder öffentliche Verkehrsmittel nutzen. Fahrgemeinschaften bilden, vielleicht sich mal mit dem Nachbarn austauschen. Zweit-und Drittwagen abschaffen. Und wenn schon Auto, dann einen spritsparenden Kleinwagen, oder ein Motorroller ist für die Innenstadt völlig ausreichend…
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