Die letzte Ölung für Lampedusa

Sie kamen aus aller Welt, auf die Insel, die sonst keinen grossartig interessiert, sie kamen auch nicht als Flüchtlinge, aber sie baten um Asyl beim Papst. Auf das sie nicht ausgeschlossen würden, aus der christlichen Gemeinschaft, so sollte Franziskus um Vergebung beten, für die Sünden die sie den Flüchtlingen angetan haben.

Eigentlich sollte es kein offizielles Spektakel werden und eigentlich wäre auch niemand gekommen, denn wen interessieren schon zehntausende Flüchtlinge, die grösstenteils vor ihrer Ankunft auf Lampedusa im Meer verrecken? Und die, die es dann schaffen werden wie Vieh zusammengepfercht, ausgesiebt und wieder abgeschoben.

Seit Jahren schon hält Italien und nicht nur als einziges Land, die Flüchtlinge von Europa fern. Wer es dennoch mal bis zum Festungsland Europa schafft, hat kaum Chancen, weil Mauern, Zäune und Frontex die “Dritte-Welt-Parasiten” von Europa abschotten. Notfalls mit Gewalt und Mord.

Wer ist verantwortlich für dieses vergossene Blut?“, wagte unser Pontifex zu fragen, obwohl er die Antwort kennt, ihm aber nur ein unpersönliches, “Wir alle“, über die Lippen kam und ein zaghaftes:

“Zur Grausamkeit in der Welt trügen dabei auch jene bei, die soziale und wirtschaftliche Weichen stellten, die den Weg zu dramatischen Schiffbrüchen ebneten.”

Und dann kam die katholische Sündenrhetorik von Adam und Kain.

Adam wo bist du? Wo ist dein Bruder?

Wo war all die Jahre die Kirche, als vor den Toren Roms, des Vatikans, all diese Verbrechen möglich waren durch den Stadthalter Berlusconi? Wer ist mit Schuld beladen? Die gesamte Menschheit, die seit Jahrtausenden mit dem katholischen Irrglauben des Sündenfalls Adams gegeisselt und belogen wurde und immer noch wird? Dann waren es wohl auch die Kreuzzüge, die Kolonialisierungen, die Christianisierungen und die Globalisierung, die den Teufel aus der „Dritten Welt“ trieben, damit er es sich in der christlichen,westlichen Welt gemütlich machen konnte?!

Welch eine perverse Anmassung, Gott als einen Racheengel darzustellen, weil er den Fehler Mensch begangen hat! Und nun muss der Fehler um Verzeihung bitten? Im Umkehrschluss würde das ja bedeuten, Gott selbst ist ein Fehler und somit auch die Katholische Kirche!

Franziskus ein Papst der Barmherzigkeit, weil er bei einer Stippvisite auf Lampedusa ein paar ausgesuchten Flüchtlingen die Hände schüttelte und als krönenden Abschluss das Ganze mit einem Totenkranz auf dem Meer besiegelte? Welch eine Verhöhnung des Leids!

Ein mutiger Papst hätte die Verantwortlichen beim Namen genannt und die Beseitigung aller globalen Grenzen gefordert. Er hätte sein Schiff beladen mit Flüchtlingen und hätte sie mit nach Rom genommen. Das wäre barmherzig gewesen. Aber was will man erwarten von einer Kirche, die sich selbst seit Jahrhunderten eingemauert hat und knöcheltief in Korruption und Missbrauch verfangen ist. Ja, auch Jorge Mario Bergoglio selbst, Franziskus’ bürgerlicher Name, trägt eine dunkle Vergangenheit in sich, aus der Zeit der argentinischen Militärjunta, an die er zwei seiner Glaubensbrüder verraten haben soll.

Heute fühlt sich auf der Welt keiner verantwortlich dafür; wir haben den Sinn für die geschwisterliche Verantwortung verloren; wir sind das heuchlerisches Verhalten des Priesters und Altardieners verfallen, von denen Jesus im Gleichnis vom barmherzigen Samariter spricht: Wir sehen den halbtoten Bruder am Straßenrand und denken vielleicht „der Arme!“, und gehen weiter unseres Weges, weil es nicht unsere Aufgabe ist; und wir glauben, dass alles in Ordnung sei. Wir fühlen uns zufrieden, als ob alles in Ordnung sei!

Genau an diesen Worten wird sich die katholische Kirche messen müssen, wenn Franziskus denn mehr sein will als ein Effekt haschender, heuchlerischer Priester, der mit einer Stippvisite nicht mehr als sein Gewissen beruhigt hat. Schliesslich gibt es nicht nur ein Lampedusa und nicht nur in Europa, welches von vollgefressenen, christlichen Wohlstandsmenschen genährt wird.

Weitere Infos und Quellen:

Dramatischer Appell auf Lampedusa: Papst fordert mehr Solidarität mit Flüchtlingen

Die Europäische Union fürchtet sich vor Flüchtlingswellen aus Afrika

In Mexiko simuliert ein Dorf für Touristen die Flucht in die USA

Die EU schottet sich weiter ab / Schlachtfest in Griechenland

Ecuador: Tor für Flüchtlinge aus Haiti nach Südamerika

Scharfe Kritik am Flüchtlingslager auf Lampedusa

Erneut afrikanische Flüchtlinge vor Malta

Der Schwur der/des Jesuiten/Papstes

Italien lässt Flüchtlinge ertrinken

Nato ließ Schiffbrüchige im Stich

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