Roman’s Fehltritt

Vergewaltigung ist ja schon schlimm und richtig ätzend wird es dann, wenn sie an Kindern begangen wird.
Deshalb schon hege ich keinerlei grossartigen Sympathien für Roman Polanski.
Aber genau so wenig Verständnis bringe ich für den Presse-Voyeurismus auf, der damit verbunden ist.

Die Tat liegt über 30 Jahre zurück. Der Mann bewegt sich seit Jahren frei durch die Weltgeschichte, ausser Amerika, und kassiert auch noch Filmpreise.

«Glauben Sie, dass Roman Polanski einen Oscar verdient?», fragte Larry King, jedes Wort einzeln betonend, und sah sein Gegenüber bedeutungsschwer an. Samantha Geimers Blick war so milde wie ihre Antwort. «Herr Polanski und sein Film sollten nach der Qualität der Arbeit beurteilt werden», erwiderte sie dem CNN-Talker. «Es ist nicht Aufgabe der Academy, für beliebte Leute zu votieren, sondern für Filme, die ihre Stimme verdienen.»

Quelle: Die Weltwoche.ch 2003

Samantha Geimer war das Opfer und ist es noch immer. Aber diesmal durch den Presserummel. Ihr Haus wird belagert und täglich dutzende Anrufe.
Um dem endlich ein Ende zu bereiten, bat sie das kalifornische Gericht, das Verfahren einzustellen. Manche behaupten auch, sie habe dafür ein hübsches Sümmchen von Polanski erhalten. Na und ? Wer hätte das Geld nicht genommen ?

Was ist Gerechtigkeit ? Wenn das Opfer dem Täter verziehen hat, oder wenn eine angepisste Justiz ein Exempel statuieren will ?

Nach 42 Tagen (1977) psychiatrischer Abklärung im Gefängnis wurde Polanski gegen Kaution auf freien Fuss gesetzt. In einer aussergerichtlichen Vereinbarung wurde festgelegt, dass er zugeben würde, mit der Minderjährigen Sex gehabt zu haben. Dafür, so der Deal, würde ihn das Gericht schuldig sprechen, aber nicht mit weiterer Haft bestrafen. Beide Seiten, sagt Samantha Geimers damaliger Verteidiger, seien einverstanden gewesen, «aber dann sagte der Richter plötzlich, er werde Polanski nicht zu 42 Tagen, sondern zu 50 Jahren verurteilen. Es war absolut unverhältnismässig.»

Quelle: Die Weltwoche.ch

Wenn das Opfer dem Richter den Unterschied zwischen Gerechtigkeit und Lynchjustiz erklären muss, so ist die Judikative keinen Deut besser als der Täter selbst.

Update 12.07.2010:

Roman Polanski wird nicht ausgeliefert

Die Schweizer Regierung erklärte, die amerikanischen Behörden hätten vertrauliche Zeugenaussagen zu Polanskis Prozess nicht vorgelegt. Daraus könnte hervorgehen, dass Polanski seine Strafe mit einer 42-tägigen Inhaftierung zur psychiatrischen Begutachtung bereits abgesessen habe…

…Auch der Wunsch des damaligen Opfers, das sich für eine Einstellung des Verfahrens ausgesprochen hat, sei berücksichtigt worden…

< Zur Startseite >

pixelstats trackingpixel

Tags: , , , ,


Leave a Reply