Fracking in Herbern

Vor kurzem erreichte mich eine eMail aus Herbern. Herbern ? Vielleicht nicht jedem geläufig, es liegt noch im idyllischen Münsterland an der Grenze zum Ruhrgebiet. Eigentlich ein friedliches Dörfchen mit knapp 6000 Einwohnern, zwei Kirchen, drei Kneipen und einem Steinmetz. Doch nun ist Schluss mit friedlich, denn das Unternehmen Mingas-Power, eine Tochter des Energiekonzerns Evonik, hat Herbern für sich entdeckt. Mingas-Power hat sich auf unkonventionelle Erdgasförderung spezialisiert und davon gibt es in Herbern anscheinend genug und das soll nun „gefrackt“ werden.

Ja, gehört hatte ich schon davon, das machen die doch in Amerika ? Doch die Dinge sind mal wieder viel dramatischer als sie sich unsereins ausmalen könnte und die Amerikaner dürfen mittlerweile die dreckige Suppe austrinken, die ihnen die Energiekonzerne eingebrockt haben.

Gut, fangen wir mal an: Was ist Fracking ?
Genau heisst es Hydraulic Fracturing und bezeichnet einen Vorgang um in Gestein gebundenes Erdgas zu fördern. Dazu wird eine Mischung aus Wasser, Sand (Quarze) und Frac Fluide (Chemie) mit sehr hohem Druck in das Erdreich gepumpt und dadurch meterlange Risse in dem Gestein verursacht. Das darin gebundene Erdgas wird somit freigesetzt und an die Oberfläche gefördert. Das hört sich zunächst noch nicht so dramatisch an, aber zum einen werden die Bohrungen und die damit einhergehenden Sprengungen verschwiegen und zum anderen sind diese Frac Fluide natürlich auch nicht ganz ungefährlich. 😉

Es ist klar, dass die Energiekonzerne kein Interesse daran haben alles offen zu legen und so begnügt man sich mit der Erklärung: Wasser und Sand werden unter hohem Druck in die Erde gepumpt. Nun, wie hoch muss der Druck genau sein um Risse im Gestein in tausenden Metern Tiefe zu erzeugen ? Man muss keine Physik studiert haben, um zu erkennen, dass ist einfach unmöglich! – Natürlich werden dafür vorher mehrere, unterirdische Sprengungen benötigt, sogenannte Perforatoren. Und da gibt es unterschiedliche Techniken:

Ein Perforator hat die Aufgabe, Löcher oder Schlitze in die Rohrtour und die Zementation zu erstellen sowie das umgebende Gestein anzuritzen. Zu den gängigen Perforatoren zählen:

● Mechanischer Perforator
● Kugelperforator (Bullet Gun)
● Hohlladungsperforator (Jet Gun)
● Erosionsperforator

Die üblichste Form der Perforation ist die Herstellung von Löchern in Rohrtouren mit einem Hohlladungsperforator (Jet Gun). Hohlladungen sind Sprengkörper aus einem brisanten Sprengstoff mit einer, dem Sprengobjekt zuzuwendenden rotationssymmetrischen Aussparung. Üblicherweise wird als Sprengstoff das hochbrisante und giftige Hexogen (Cyclonite) eingesetzt. Wen es weiter Interessiert, kann sich hier genauestens Informieren (Ab Seite 262/ PDF Seite 23)

Nun kommen wir zu den Frac Fluiden. Neben Wasser und Sand enthält das Gemisch auch noch sechs bekannte Chemikalien als da wären:

  • Tetramethylammonium chloride 75-57-0
  • Petroleum distillate hydrotreated light 64742-47-8
  • Ethoxylated octylphenol 9036-19-5
  • Magnesium chloride 7786-30-3
  • Magnesium nitrate 10377-60-3
  • Biozid 55965-84-9

(Quelle: SPIEGEL-ONLINE-Recherchen)

Durch sie lässt sich der wertvolle Rohstoff Erdgas selbst dann bergen, wenn er in kleinen, abgeschotteten Zwischenräumen verstreut ist. Unnötig zu erwähnen, dass diese Chemikalien giftig sind und mit Sicherheit nichts in der Erde verloren haben. Blöd ist auch, sie verbleiben nicht in der Erde, jedenfalls nicht vollständig. 30% bis 80% werden wieder hochgepumpt, mit dem wertvollen Erdgas. Im Schnitt sind es eher 30%, der Rest bleibt für immer unten. In Damme leitete der Konzern Exxon (Esso) bei drei Testbohrungen 12 Millionen Liter Flüssigkeit in 1500 Meter Tiefe, davon waren 24.000 Liter Chemikalien. Exxon wiegelte ab, 2% Chemie ist nicht gefährlich.

Wenn 24.000 Liter Chemie ins Grundwasser gelangen, dann wäre es wünschenswert, wenn das Wasserwerk nur noch Exxon und deren Aktionäre beliefern würde. Aber auch da besteht keine Gefahr, denn die Bohrungen finden viel tiefer unterhalb des Grundwassers statt.

Das erzählte man auch den Amerikanern. Und die können jetzt sogar ihre Wasserhähne befeuern, da dort schon das Erdgas ausströmt. Ebenso ist das Grundwasser (wie war das nur möglich! ) vielerorts kontaminiert.

In Deutschland (nicht nur!) stellt sich zudem die Frage, wohin mit dem chemischen Abfall, der wieder hochkommt ? In die Biotonne ? Geht leider nicht, denn mittlerweile ist erwiesen, dass der Dreck auch unerwünschte Substanzen löst in denen Uran, Radium u.a. enthalten sind. Nachdem Asse zusammenbrach wird Gorleben allein nicht mehr ausreichen.

Zusammengefasst sind die Folgen von Hydraulic Fracturing, obwohl seit 1949 eingesetzt, immer noch nicht abzusehen. Mittlerweile haben wir herausgefunden, dass Sonargeräte bei U-Booten mit für das Walsterben verantwortlich sind. Allein in Amerika wurden und werden mit Hydraulic Fracturing tausende (493.000!) Bohrungen und unterirdische Sprengungen durchgeführt. – Was wird das für Auswirkungen haben ? –

 

  • Exxon hat sich in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen Konzessionen zur Erforschung des Bodens gesichert und Probebohrungen durchgeführt.
  • BNK Petroleum hat sich große Gebiete in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt gesichert. 9700 Quadratkilometer Land – das entspricht rund 2,7 Prozent der Gesamtfläche der Bundesrepublik.
  • Das britische Unternehmen 3Legs Resources hält zwei Förderlizenzen in Baden-Württemberg. Umfang: gut 2550 Quadratkilometer.
  • Die kanadische Firma Realm Energy hat sich 100 Kilometer westlich von Hannover eine Konzession von gut 64 Quadratkilometern Land gesichert.

Es ist weiterhin ungeklärt was die Unmengen an Chemikalien in den tiefen Erdschichten bewirken. Ausserdem gibt es keine hinreichenden Entsorgungsmöglichkeiten von Frac Fluiden die wieder zutage gefördert werden.

Und natürlich darf man auch die Umwelt Übertage nicht ausser Acht lassen. Säumen demnächst dutzende Bohrtürme das schöne Münsterland ? Wird aus einem idyllischen Bauerndorf wie Herbern, demnächst eine stinkende Ruhrmetropole wie Essen ? (Uhps 😳 )

Und zu guter Letzt sollte man auch nicht vergessen, wenn wir uns weiterhin abhängig machen von fossilen Brennstoffen, werden die regenerativen und umweltfreundlichen Energiegewinnungen auf der Strecke bleiben. Und die gierige Energiemafia wird sich weiterhin die Hände reiben. Aber den tatsächlichen Preis für die Ausbeutung unserer Erde werden wir selbst, als auch nachfolgende Generationen bezahlen. Nur vergessen wir dabei, dieser Preis ist einfach unbezahlbar…

 

 

Weitere Quellen und Infos:

ARD/WDR – Monitor, 18.11.2010

 

Fuck Fracking

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Riskante Suche nach Erdgas

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Fracking – Gefahren durch Gasbohren

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